Unser Viktoriabad
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Geschichte des Viktoriabades in Bonn

Das Viktoriabad in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts


Männerschwimmhalle im alten Viktoriabad
 
Die alte Badeanstalt von Bonn
 
Fünfzig Jahre nach Eröffnung des ersten deutschen Hallenschwimmbades konnte auch die Stadt Bonn mit der nach ihrer illustren Einwohnerin, der Kaisertochter, Viktoria-Bad benannten städtischen Badeanstalt ein »langersehntes Bedürfnis« erfüllen. Zwar besaß Bonn in den [drei] Rheinbadeanstalten im Sommer vorzügliche Badeeinrichtungen, doch fehlte für die Wintermonate eine gute, zugleich auch der weniger bemittelten Bevölkerung zugängliche Badeanstalt. Schöpfer des Bades, das am 1. Februar 1906 eingeweiht werden konnte, war der Bonner Stadtbaumeister Rudolf Schultze [1854-1935]. Das unregelmäßige, nicht übermäßig große Terrain innerhalb eines Häuserblocks, um das man fast zehn Jahre geworben hatte, erforderte peinlichste Ausnutzung und sorgfältige Gliederung der Baumassen. Das äußere Bild der Badeanstalt – ein teils verputzter Backsteinbau – entsprach denn auch nicht der praktisch gediegenen Ausstattung und stilvollen Vornehmheit der Innenräume. Die großen Mittelpunkte des Ganzen bildeten die beiden, für Männer und Frauen getrennten Schwimmbassins, um die sich die übrigen Räume, wie die Wannen-, Dampf- und Brausebäder, Wartehallen und Ruhezimmer, geschickt gruppierten. Ausgangspunkt für alle diese Räumlichkeiten war das repräsentative Vestibül, dessen leicht gewölbte Decke auf Säulen ruhte. Ein in pompejanisch Rot gehaltener und mit einem Fresko von Pompeji geschmückter Gang führte zur Männerschwimmhalle, dessen Becken mit grün-blauen Platten belegt war. Der Wasserzulauf erfolgte durch den aufgerissenen Rachen eines Löwen an der hinteren Schmalseite. Die einzelnen Umkleidekabinen waren teils um das Bassin gruppiert, teils befanden sie sich auf einer prächtigen Galerie, die das Bassin umzog. Die Wände der Halle waren durch Säulen gegliedert, die weitgespannte Rundbogen trugen. Die Ornamentik der Säulen und Bögen war nach dem Willen des Architekten »romanischen Vorbildern« entlehnt, dabei aber modern umgesetzt. Das lebhaft erfreuliche Bild erfuhr durch die großen Glasfenster in den Giebelwänden noch eine Steigerung. Die Ausgestaltung der Schwimmhalle für die Frauen entsprach im großen und ganzen dem Männerbad, obwohl sie kleiner war. Dafür aber war die künstlerische Ausschmückung des Frauenreiches entsprechend prächtiger: In nahezu orientalischem Farbenglanz waren die Wände bemalt, leuchtende Arabesken und Zierborden fesselten das Auge, in die galeriefreie Wand waren Bronze-Reliefs mit Darstellungen aus dem Badeleben der Frauen eingelassen. Auch die Ruheräume der Dampfbäder waren reich ausgemalt. Insgesamt gesehen war alles getan worden, um den Aufenthalt hier so angenehm, erheiternd und erlebnisreich wie möglich zu machen. Auch bei diesem Bauwerk war wiederum der Bonner Bildhauer und Maler Karl Menser [1872–1929] maßgeblich beteiligt. (Quelle: Festschrift »Bonn in der Kaiserzeit 1871-1914«)


Vestibül des alten Viktoriabades

   
»Der Bonner Schwimmverein 1905 im Viktoriabad, um 1910«
 
Verhältnismäßig spät, nämlich in den Jahren 1905 und 1909, wurden die ersten Wassersportvereine, der »Bonner Schwimmverein« und der »Schwimm-Club Salamander« gegründet; hatte doch das Schwimmen im Rhein eine bis 1818 zurückgehende Tradition. Aber erst musste mit dem Viktoria-Hallenbad die Möglichkeit geschaffen werden, unabhängig von den Jahreszeiten trainieren zu können. Der »Bonner Schwimmverein« konnte 1908 einen deutschen Meistertitel erringen. Beim ersten Schwimmfest des 1909 gegründeten »Bonner Damen-Schwimmvereins« waren die Herren ausgeschlossen: erst im folgenden Jahr erhielten sie Zutritt.